Schilddrüsenhormon und Keratoconus
Neue Forschungsergebnisse zeigen einen engen Zusammenhang zwischen Schilddrüsenmangel und Veränderungen der Hornhaut-Topographie. Tatsache ist: das Schilddrüsenhormon hat einen entscheidenden Einfluss auf das Gewebe der Hornhaut.
Der Schilddrüsenmangel - sekundär auch das Östrogen - reduziert die Biomechanik, modelliert die Hornhaut und macht sie quasi weicher. Diese Veränderungen der Hornhaut sind topographisch messbar. Sie führen zwangsläufig zu einer Änderung der Korrekturwerte und beeinflussen damit auch die Sehschärfe.
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Schwangerschaft und Keratoconus
In der Schwangerschaft kommt es zu hormonellen Umstellungen im Körper.
Die Konzentration des weiblichen Geschlechtshormon Östrogen erreicht im siebten und achten Schwangerschaftsmonat das 40‘000 fache. Östrogen macht das Gewebe weicher und bereitet den Körper auf die Geburt vor. Aber nicht nur die Gebärmutter wird flexibler, sondern auch das Hornhautgewebe wird weicher. Ein bereits bestehender Keratoconus kann sich massiv verstärken.
Schilddrüsen-Unterfunktion – Entfernung der Schilddrüse
Hinzu kommt, dass sich das Schilddrüsenhormon in der Schwangerschaft natürlicherweise reduziert. In einer Studie an der Universität Genf wurden Frauen während ihrer Schwangerschaft in Bezug auf das Schilddrüsenhormon untersucht.
Gleichzeitig wurden diese Messungen mit der Topographie der Hornhaut (mittels Scheimpflug-Verfahren) verglichen. Es zeigt sich ein klarer Zusammenhang zwischen einer Unterfunktion der Schilddrüse und der Veränderung der Hornhaut.
Das Risiko für eine Erkrankung der Hornhaut steigt, sobald die Schilddrüse entfernt werden muss. Herr Prof. Farhad Hafezi berichtete an der SBAO (März 2019 in Bern) von einer 50jährigen Patientin, deren Schilddrüse entfernt werden musste und danach ein Keratoconus entstanden ist.
In diesen Fällen sollten Topographien in kurzen Zeitabständen wiederholt und auf eine Cross-Linking-Therapie verzichtet werden.